Wir wollten genauer verstehen, warum operative Ineffizienzen in den unterschiedlichsten Formen immer wieder aufpoppen und sich als permanente Performancebremsen etablieren. Dazu haben wir einschlägige GroNova-Projekte untersucht sowie mit Unternehmensleiter, Geschäftsleitungs-mitgliedern und Experten gesprochen.
Vorweg: Fehler geschehen immer und überall im betrieblichen Alltag. Bei vielen Fällen handelt es sich um Kleinigkeiten. Doch auch sie verursachen Mehrarbeit und verhindern effizienzsteigernde Routinen.
Einige Fehler lassen sich auf ungenügende Aufmerksamkeit zurückführen. Doch viele Fehler können nicht durch einfache Ursache-Wirkung-Beziehungen erklärt und damit für immer abgestellt werden. Im Gegenteil, sie geschehen immer wieder und unvorhersehbar. Dies verunsichert und belastet viele Mitarbeiter noch mehr.
Komplexität, die Fehlerquelle Nr.1
Undurchschaubarkeit und Unvorhersehbarkeit sind typische Merkmale der betrieblichen Komplexität; die alltäglichen Fehler sind bloss deren Symptome. Die Ursachen dazu befinden sich irgendwo, versteckt in der Komplexität.
Mit der Komplexität ist die Abweichung von der Norm sozusagen programmiert. Die Komplexität bringt in allen Bereichen eine Unzahl an Varianten und Abweichungen vom Normalfall hervor. Letztlich bedeutet dies eine schiere Vielfalt unter den heterogenen Kundenbedürfnissen, der ausufernden Produktpallette, der undurchschaubaren Prozesslandschaft oder den verzettelten Zuständigkeiten. Diese Vielfalt überfordert die meisten Mitarbeiter, sich zurecht zu finden und die richtige Entscheidung zu treffen. Infolgedessen vertun sie sich und leiten den nächsten Fehler ein.
In diesem Licht ist die betriebliche Komplexität die grösste Fehlerquelle. Schlimmer noch, jeder Fehler heizt das Grassieren der Komplexität weiter an. Diese wandert durch alle Bereiche, nimmt die unterschiedlichsten Formen an und verhindert, dass das Unternehmen so performt, wie es eigentlich sollte.
Unser Tipp: Identifizieren Sie die betrieblichen Komplexitäten zusammen mit Ihren Kollegen im Geschäftsleitungsgremium. Sie werden überrascht sein, wie rasch Konsens über die Performancebremsen entsteht. Und die Mitarbeiter schätzen orchestrierte Massnahmen zur Reduktion der Komplexität. GroNova unterstützt Sie gerne immer mit erfahrenen Umsetzungsexperten.
Mit herzlichen Grüssen
Ihr Andreas Suter
PS.: Im Buch 'Die Wertschöpfungsmaschine – Prozesse und Organisation aus der Strategie ableiten',
(2. Auflage) erschienen im Hanser-Verlag, finden Sie die detaillierte Anleitung, wie Sie organisatorisch gegen Komplexität vorgehen können.
Wissensbox: Komplexität – was ist das?
Komplexität bedeutet in der Praxis: Unüberschaubarkeit, Kompliziertheit und Unerklärbarkeit des betrieblichen Geschehens. Präziser: Unter Komplexität wird die Vielfalt (und Varietät) möglicher Erscheinungsformen, Unterschiede, Nuancen, Abstufungen, Varianten im betrieblichen Geschehen verstanden, Unterschiedliche Komplexitätsformen Ob nun Vielfalt, Veränderungsdynamik oder Unsicherheit dominiert, dem Unternehmen begegnet die Komplexität in unterschiedlichen Formen:
Undurchschaubare Ursache-Wirkungs-Ketten Wo auch immer die Ursachen oder Wirkungen der Komplexität liegen, die Komplexität treibt sich vor allem selbst. Die Eigenschaft der Komplexität, sich selbst zu erzeugen, zeigt sich schon daran, dass sich Komplexität entlang der einfachen Kette „Markt – Produkte – Prozesse – Organisation“ sozusagen multipliziert. Jede Erweiterung der Komplexität wirkt wie ein Verstärker, der in Serie geschaltet ist. Die an sich schon komplexe, heterogene Kundenbasis verlangt nach einer variantenreichen Produkt- und Dienstleistungspalette. Für diese sind wiederum vielfältige Geschäftsprozesse nötig, die durch eine multidisziplinäre Belegschaft abzuwickeln sind. Diese Vielfalt von beteiligten Disziplinen und Funktionen führt zu unterschiedlichen Wahrnehmungen der Markt- und Kundenbedürfnisse und dies wiederum zur unterschiedlichen – und damit noch mehr Komplexität erzeugenden – Marktbearbeitung. In der betrieblichen Praxis sind die Verkettungen noch komplizierter. Deswegen ist es sehr schwierig, die wirklichen Ursachen von konkreten Ineffizienzen zu identifizieren. Für die Ursachenerforschung lässt sich trotzdem schliessen: Je mehr Komplexität vorherrscht, desto weiter liegen Symptome und deren Ursachen auseinander. Zwischen den Symptomen und deren Ursachen befinden sich viele verstärkende (aber auch dämpfende) sowie modifizierende Elemente (siehe Abbildung 1). Symptom: offenliegender Tatbestand, z.B. eine Ineffizienz, die auf etwas anderes als Ursache schliessen lässt. Ursache: vorhergehender Sachverhalt, der einen nachfolgenden direkt oder indirekt Sachverhalt wesentlich bestimmt hat. Verstärker (Dämpfer): Faktor in der Ursache-Wirkung-Kette, der die Auswirkung verstärkt (oder umgekehrt auch abschwächt) Modifikator: Faktor in der Ursache-Wirkung-Kette, welcher die Auswirkung verändert, beispielsweise die Komplexitätsform |
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Praxisbeispiel im Fokus:
Weltweit tätiger Hersteller von Mode-Accessoire, mit rund 500 Mitarbeiter in der Zentrale sowie 9‘000 Mitarbeiter in den eigenen Shops Branche: Fashion
Ausgangslage und Handlungsbedarf: Unterdurchschnittliches Wachstum und Erosion der Gewinnmarge
Der Hersteller von Mode-Accessoire hatte schon bessere Zeiten. Gerade wurde wieder ein Modetrend verpasst. Gegenüber den Wettbewerbern verlor das Unternehmen stetig an Marktanteilen. Zudem schienen die Marketing und Vertriebskosten im Branchenvergleich besonders hoch. Infolge waren die Gewinnmargen in den letzten Jahren auf mickrige Prozentpunkte gesunken. Der Niedergang durchkreuzte die Pläne, das Unternehmen zu einem guten Preis zu verkaufen.
Weder im Management noch unter den Eigentümern bestand Einigkeit, was dagegen zu tun war. Das Management stammte aus der Gründerfamilie und war wie vieles im Unternehmen tabu. In der Hoffnung, das Vorhaben wenigstens um drei Jahre verspätet realisieren zu könne, rang sich die Eigentümervertreter nach langwierigen Diskussionen durch, dem CEO einen externen COO/CRO zur Seite zu stellen.
Auftrag: Kosten senken!
GroNova wurde beauftragt, mit einer starken Führungspersönlichkeit aus der Fashion-Branche, einem erfahrenen Umsetzungsexperten, den Sinkflug zu stoppen und das Unternehmen auf profitablen Wachstumskurs zurück zu bringen. Schon nach wenigen Tagen erkannte der GroNova-Manager, dass mit der Schliessung von unrentablen Verkaufsläden im Ausland zwar Zeit, aber keine Abkehr vom Abwärtstrend erwirkt werden konnte. Die Mitarbeiter in der Zentrale beschäftigten sich mit dem Management der enormen Komplexität, die sich in den letzten Jahrzehnten angesammelt hatte. Unproduktive Meetings absorbierten mehr als 60% derer Arbeitszeit. Dem Unternehmen fehlte kreative Inspiration und Innovationskraft.
Lösung: Komplexität reduzieren!
Der GroNova-Manager initiierte mit der fünfzehnköpfigen erweiterten Geschäftsleitung einem ersten halbtägigen Workshop. In einem ersten Teil mussten die Teilnehmer die Frage beantworten, wo ihnen welche Komplexität im betrieblichen Alltag begegnete. Schon nach zwei Stunden war klar, wo alles der Schuh drückte: es fehlte an Fokus, einfachen Prozessen und vor allem an organisatorischer Klarheit. Die beschriebenen Phänomene trieben die betriebliche Komplexität an, worin sich die Mitarbeiter nicht mehr zurecht fanden. (siehe Abbildung 2). Im zweiten halbtägigen Workshop verständigten sich auf ein Programm mit abgestimmten Massnahmen zur Reduktion der Komplexität in allen Bereichen. Dieses Programm erforderte harte Entscheidungen, beispielsweise sich auf profitable Märkte und Kundensegmente zu fokussieren und andere aufzugeben, das Sortiment radikal zu straffen, die Geschäftsprozesse weltweit zu standardisieren und auf die regionale Führungsebene sowie Matrix-ähnliche Zuständigkeiten zu verzichten. Erst nach der rigorosen Umsetzung aller komplexitätsreduzierenden Massnahmen konnte auch der zentrale Overhead-Bereich neu und schlanker ausgerichtet werden.
Fazit: Komplexität steht dem profitablen Wachstum entgegen
Die betriebliche Komplexität bindet unternehmerische Kräfte. Sie ist nicht nur eine Ursache für betriebliche Ineffizienz, sondern verzettelt die Management-Kapazitäten und verhindert, dass sich das Unternehmen profitabel weiterentwickelt. So lässt sich der Overhead-Bereich, beispielsweise in der Zentrale, erst dynamisieren, nachdem die Komplexität im grossen Ausmass reduziert wurde.
Für weitergehende Informationen und bei konkretem Handlungsbedarf stehen wir Ihnen gerne unter +41 41 727 04 70 zur Verfügung.