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Damit gejagte Mitarbeiter wieder zu Jäger werden müssen sie von der Komplexität im betrieblichen Alltag entlastet werden

Erleben Sie auch: Die Mitarbeiter sind unter Druck und rennen den Geschehnissen hinterher? Interne Abwicklungsfehler und Leerläufe häufen sich? Interne Bereiche reiben sich an den Schnittstellen? Viele Schlüsselmitarbeiter sind genervt? Andere haben resigniert? Und der Pendenzenberg im Führungsteam nimmt rasant zu?


Wir wollten genauer verstehen, warum operative Ineffizienzen in den unterschiedlichsten Formen immer wieder aufpoppen und sich als permanente Performancebremsen etablieren. Dazu haben wir einschlägige GroNova-Projekte untersucht sowie mit Unternehmensleiter, Geschäftsleitungs-mitgliedern und Experten gesprochen.

Vorweg: Fehler geschehen immer und überall im betrieblichen Alltag. Bei vielen Fällen handelt es sich um Kleinigkeiten. Doch auch sie verursachen Mehrarbeit und verhindern effizienzsteigernde Routinen.

Einige Fehler lassen sich auf ungenügende Aufmerksamkeit zurückführen. Doch viele Fehler können nicht durch einfache Ursache-Wirkung-Beziehungen erklärt und damit für immer abgestellt werden. Im Gegenteil, sie geschehen immer wieder und unvorhersehbar. Dies verunsichert und belastet viele Mitarbeiter noch mehr.

Komplexität, die Fehlerquelle Nr.1

Undurchschaubarkeit und Unvorhersehbarkeit sind typische Merkmale der betrieblichen Komplexität; die alltäglichen Fehler sind bloss deren Symptome. Die Ursachen dazu befinden sich irgendwo, versteckt in der Komplexität.

Mit der Komplexität ist die Abweichung von der Norm sozusagen programmiert. Die Komplexität bringt in allen Bereichen eine Unzahl an Varianten und Abweichungen vom Normalfall hervor. Letztlich bedeutet dies eine schiere Vielfalt unter den heterogenen Kundenbedürfnissen, der ausufernden Produktpallette, der undurchschaubaren Prozesslandschaft oder den verzettelten Zuständigkeiten. Diese Vielfalt überfordert die meisten Mitarbeiter, sich zurecht zu finden und die richtige Entscheidung zu treffen. Infolgedessen vertun sie sich und leiten den nächsten Fehler ein.

In diesem Licht ist die betriebliche Komplexität die grösste Fehlerquelle. Schlimmer noch, jeder Fehler heizt das Grassieren der Komplexität weiter an. Diese wandert durch alle Bereiche, nimmt die unterschiedlichsten Formen an und verhindert, dass das Unternehmen so performt, wie es eigentlich sollte.

Unser Tipp: Identifizieren Sie die betrieblichen Komplexitäten zusammen mit Ihren Kollegen im Geschäftsleitungsgremium. Sie werden überrascht sein, wie rasch Konsens über die Performancebremsen entsteht. Und die Mitarbeiter schätzen orchestrierte Massnahmen zur Reduktion der Komplexität. GroNova unterstützt Sie gerne immer mit erfahrenen Umsetzungsexperten.

Mit herzlichen Grüssen

Ihr Andreas Suter

PS.: Im Buch 'Die Wertschöpfungsmaschine – Prozesse und Organisation aus der Strategie ableiten',
(2. Auflage) erschienen im Hanser-Verlag, finden Sie die detaillierte Anleitung, wie Sie organisatorisch gegen Komplexität vorgehen können.
 

Wissensbox: Komplexität – was ist das?

Komplexität bedeutet in der Praxis: Unüberschaubarkeit, Kompliziertheit und Unerklärbarkeit des betrieblichen Geschehens.

Präziser: Unter Komplexität wird die Vielfalt (und Varietät) möglicher Erscheinungsformen, Unterschiede, Nuancen, Abstufungen, Varianten im betrieblichen Geschehen verstanden,
welche zugleich mit grosser Veränderungsdynamik und dadurch mit hoher Unsicherheit hinsichtlich der Vorhersehbarkeit verbunden ist.

Unterschiedliche Komplexitätsformen

Ob nun Vielfalt, Veränderungsdynamik oder Unsicherheit dominiert, dem Unternehmen begegnet die Komplexität in unterschiedlichen Formen:

  • Marktkomplexität (heterogene Kundenbasis): Die Marktkomplexität, welche im Wesentlichen von der Markt- und Kundenstruktur und deren vielfältigen Ansprüchen abhängt, steht nicht zufällig zuoberst auf der Liste. Sich den wandelnden Märkten anzupassen, ist für die allermeisten Unternehmen eine Selbstverständlichkeit. Ausschlaggebend sind die Heterogenität der Märkte (z.B. Länder, Sprachregionen, Kulturkreise); der bedienten Marktsegmente (z.B. Konsumenten – Firmenkunden, Grosskunden – Kleinkunden, Alte – Junge, Reiche – Arme usw.); die unterschiedlichen Absatzkanäle (direkt, über Vertreter oder Handel bzw. online), welche parallel benutzt werden; die segmentspezifische Kommunikation und Vorgehensweisen, die räumliche Verteilung der Märkte, deren Zyklizität sowie Saisonalität; das Spektrum der angebotenen Marktleistungen (beispielsweise Standard- und kundenspezifische Leistungen) und die logistischen Anforderungen (beispielsweise Lieferzeiten, Auftragszusammensetzung oder Belieferungsfrequenzen). Allgemein reduzieren lässt sich die Marktkomplexität nicht; nur durch Fokussierung können deren Auswirkungen beschränkt werden.

 

  • Produkt-/Sortimentskomplexität (Produkt- und Servicevielfalt): Eine unmittelbare Folge der Marktkomplexität ist, sofern die Standardisierung der Marktleistungen nicht gelingt, die Produkt- oder Sortimentskomplexität. Diese manifestiert sich in der Vielfalt von Produktvarianten oder Produktlinien, oft sogar kundenspezifischen Lösungen. Vielfach muss als Marktleistung ein ganzes Bündel von Leistungen – viele Nebenleistungen um die Hauptleistung herum – erbracht werden. Diese Nebenleistungen bestehen vor allem aus Dienst- und Informationsleistungen, beispielsweise Anwendungsberatung, Geschäftsplanung, Finanzierung, Einsatzoptimierung, Wartung, langfristige Funktionsgarantie und Erweiterungsfähigkeit. Die Produktkomplexität hängt nicht nur vom Standardisierungsgrad ab, sondern darüber hinaus auch von der Gestaltung der einzelnen Marktleistung und deren Bestandteilen, beispielsweise von den Komponenten, dem Komponentenbaum und den verwendeten Materialien. Als Treiber der Produktkomplexität erweisen sich immer wieder zusätzliche Markt- und Kundensegmente. Mit Modularisierung sowie Varianten- und Plattformmanagement lässt sich ein Grossteil der Produktkomplexität verhindern, ohne das Leistungsangebot einzuschränken.

 

  • Prozesskomplexität (Prozessvielfalt): Die Sortimentsbreite bzw. der Umfang des Marktleistungsbündels beeinflusst die Prozess- und Produktionskomplexität. Die Anzahl unterschiedlicher Prozessschritte, Verfahren und Methoden, die Anzahl an Lagerstufen sowie die Ablaufsteuerung und -störungen wachsen im Gleichschritt mit der Produktkomplexität. Die Prozesskomplexität ist aber nur zum Teil Folge von komplizierten Sortiments- und Produktstrukturen, sondern auch vom Nebeneinander verschiedener Geschäftstypen wie beispielsweise Kataloggeschäft und Lösungsgeschäft. Ebenso verursacht die unvollständige Auftragsspezifikation Prozesskomplexität. Prozesskomplexität entsteht auch dadurch, dass die Prozesse schleichend, mittels neuer Methoden und Technologien, angepasst werden. Zwar sind Bottom-up-Ansätze zur Prozessoptimierung verbreitet, doch schaffen sie ohne Berücksichtigung des Gesamtkontexts meistens zusätzliche Komplexität, indem vereinfacht und Komplexität in andere Bereiche verschoben wird. Zudem gibt es in manchen Firmen unter den verschiedenen Betriebsstandorten lokale Prozessverständnisse, lokale Formalismen, lokale Sprachregelungen oder lokale IT-Werkzeuge. Beizukommen ist der Prozesskomplexität generell unter einer Top-down-Perspektive, durch Straffung der Abläufe, durch Zusammenfassung der Zuständigkeiten in eine Hand und durch Vereinfachung der Schnittstellen. Dadurch wird das betriebliche Geschehen wieder für alle Betriebsangehörige transparent und weniger hektisch.

 

  • Organisationskomplexität (verzettelte Organisation): Aus der Markt-, Produkt- und Prozesskomplexität entsteht Organisationskomplexität oder auch umgekehrt. Organisationskomplexität bedeutet in vielen Unternehmen Unklarheit über die Zuständigkeiten, Mehrspurigkeiten, Verzettelung der Kräfte und Überlastung der Organisation. Die Organisationskomplexität hat öfter historisch bedingte Wurzeln, zum Beispiel wenn notwendige Organisationsveränderungen nicht konsequent umgesetzt, persönliche Präferenzen bzw. funktionale Sichtweisen zu stark berücksichtigt oder Zusammenschlüsse nicht vollständig vollzogen wurden. Treiber der Organisationskomplexität ist häufig die lokale Optimierung. Für Abhilfe gegen Organisationskomplexität sorgt die Ein-Linien-Organisation, welche die Umsatz- und Ergebnisverantwortung in einer Hand sicherstellt.

Undurchschaubare Ursache-Wirkungs-Ketten

Wo auch immer die Ursachen oder Wirkungen der Komplexität liegen, die Komplexität treibt sich vor allem selbst. Die Eigenschaft der Komplexität, sich selbst zu erzeugen, zeigt sich schon daran, dass sich Komplexität entlang der einfachen Kette „Markt – Produkte – Prozesse – Organisation“ sozusagen multipliziert. Jede Erweiterung der Komplexität wirkt wie ein Verstärker, der in Serie geschaltet ist. Die an sich schon komplexe, heterogene Kundenbasis verlangt nach einer variantenreichen Produkt- und Dienstleistungspalette. Für diese sind wiederum vielfältige Geschäftsprozesse nötig, die durch eine multidisziplinäre Belegschaft abzuwickeln sind. Diese Vielfalt von beteiligten Disziplinen und Funktionen führt zu unterschiedlichen Wahrnehmungen der Markt- und Kundenbedürfnisse und dies wiederum zur unterschiedlichen – und damit noch mehr Komplexität erzeugenden – Marktbearbeitung. In der betrieblichen Praxis sind die Verkettungen noch komplizierter. Deswegen ist es sehr schwierig, die wirklichen Ursachen von konkreten Ineffizienzen zu identifizieren.

Für die Ursachenerforschung lässt sich trotzdem schliessen: Je mehr Komplexität vorherrscht, desto weiter liegen Symptome und deren Ursachen auseinander. Zwischen den Symptomen und deren Ursachen befinden sich viele verstärkende (aber auch dämpfende) sowie modifizierende Elemente (siehe Abbildung 1).

Symptom: offenliegender Tatbestand, z.B. eine Ineffizienz, die auf etwas anderes als Ursache schliessen lässt.

Ursache: vorhergehender Sachverhalt, der einen nachfolgenden direkt oder indirekt Sachverhalt wesentlich bestimmt hat.

Verstärker (Dämpfer): Faktor in der Ursache-Wirkung-Kette, der die Auswirkung verstärkt (oder umgekehrt auch abschwächt)

Modifikator: Faktor in der Ursache-Wirkung-Kette, welcher die Auswirkung verändert, beispielsweise die Komplexitätsform


Abbildung 1: Komplexität erzeugt sich selbst und wandelt ihre Erscheinungsformen


Abbildung 2: Reduzierte Leistungsfähigkeit wegen vielfältiger Komplexität (Beispiel: Modeaccesscoire-Hersteller, Ergebnis nach 2-stündiger Diskussion in der Geschäftsleitung)

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Praxisbeispiel im Fokus:
Weltweit tätiger Hersteller von Mode-Accessoire, mit rund 500 Mitarbeiter in der Zentrale sowie 9‘000 Mitarbeiter in den eigenen Shops Branche: Fashion

Ausgangslage und Handlungsbedarf: Unterdurchschnittliches Wachstum und Erosion der Gewinnmarge

Der Hersteller von Mode-Accessoire hatte schon bessere Zeiten. Gerade wurde wieder ein Modetrend verpasst. Gegenüber den Wettbewerbern verlor das Unternehmen stetig an Marktanteilen. Zudem schienen die Marketing und Vertriebskosten im Branchenvergleich besonders hoch. Infolge waren die Gewinnmargen in den letzten Jahren auf mickrige Prozentpunkte gesunken. Der Niedergang durchkreuzte die Pläne, das Unternehmen zu einem guten Preis zu verkaufen.

Weder im Management noch unter den Eigentümern bestand Einigkeit, was dagegen zu tun war. Das Management stammte aus der Gründerfamilie und war wie vieles im Unternehmen tabu. In der Hoffnung, das Vorhaben wenigstens um drei Jahre verspätet realisieren zu könne, rang sich die Eigentümervertreter nach langwierigen Diskussionen durch, dem CEO einen externen COO/CRO zur Seite zu stellen.

Auftrag: Kosten senken!

GroNova wurde beauftragt, mit einer starken Führungspersönlichkeit aus der Fashion-Branche, einem erfahrenen Umsetzungsexperten, den Sinkflug zu stoppen und das Unternehmen auf profitablen Wachstumskurs zurück zu bringen. Schon nach wenigen Tagen erkannte der GroNova-Manager, dass mit der Schliessung von unrentablen Verkaufsläden im Ausland zwar Zeit, aber keine Abkehr vom Abwärtstrend erwirkt werden konnte. Die Mitarbeiter in der Zentrale beschäftigten sich mit dem Management der enormen Komplexität, die sich in den letzten Jahrzehnten angesammelt hatte. Unproduktive Meetings absorbierten mehr als 60% derer Arbeitszeit. Dem Unternehmen fehlte kreative Inspiration und Innovationskraft.

Lösung: Komplexität reduzieren!

Der GroNova-Manager initiierte mit der fünfzehnköpfigen erweiterten Geschäftsleitung einem ersten halbtägigen Workshop. In einem ersten Teil mussten die Teilnehmer die Frage beantworten, wo ihnen welche Komplexität im betrieblichen Alltag begegnete. Schon nach zwei Stunden war klar, wo alles der Schuh drückte: es fehlte an Fokus, einfachen Prozessen und vor allem an organisatorischer Klarheit. Die beschriebenen Phänomene trieben die betriebliche Komplexität an, worin sich die Mitarbeiter nicht mehr zurecht fanden. (siehe Abbildung 2). Im zweiten halbtägigen Workshop verständigten sich auf ein Programm mit abgestimmten Massnahmen zur Reduktion der Komplexität in allen Bereichen. Dieses Programm erforderte harte Entscheidungen, beispielsweise sich auf profitable Märkte und Kundensegmente zu fokussieren und andere aufzugeben, das Sortiment radikal zu straffen, die Geschäftsprozesse weltweit zu standardisieren und auf die regionale Führungsebene sowie Matrix-ähnliche Zuständigkeiten zu verzichten. Erst nach der rigorosen Umsetzung aller komplexitätsreduzierenden Massnahmen konnte auch der zentrale Overhead-Bereich neu und schlanker ausgerichtet werden.

Fazit: Komplexität steht dem profitablen Wachstum entgegen

Die betriebliche Komplexität bindet unternehmerische Kräfte. Sie ist nicht nur eine Ursache für betriebliche Ineffizienz, sondern verzettelt die Management-Kapazitäten und verhindert, dass sich das Unternehmen profitabel weiterentwickelt. So lässt sich der Overhead-Bereich, beispielsweise in der Zentrale, erst dynamisieren, nachdem die Komplexität im grossen Ausmass reduziert wurde.

Für weitergehende Informationen und bei konkretem Handlungsbedarf stehen wir Ihnen gerne unter +41 41 727 04 70 zur Verfügung.

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